Johanniskloster
Das Johanniskloster in der deutschen Hansestadt Stralsund wurde 1254, kurz nach der Stadterhebung 1234, als Franziskanerkloster am Ortsrand, damals direkt am Ufer des Strelasund, erbaut.
Die Klosteranlage liegt im Herzen der historischen Altstädte von Stralsund und Wismar, die 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Hier sind Bereiche des Stralsunder Stadtarchivs untergebracht. Architektonisch ist das Johanniskloster eine Mischung aus verschiedenen Stilepochen, Elemente der Gotik, des Barock und des Klassizismus lassen sich erkennen.
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Geschichte des Johannisklosters
Fürst von Rügen Jaromar II. hatte den Franziskanern Land in der Nähe des damaligen Strelasundstrandes urkundlich zugewiesen. Die Gründer des Anwesens waren Borante und Margarete von Putbus, Helmar und Arnold Schriver, ebenfalls von der Insel Rügen, sowie die Familie von der Osten.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war der aus Spenden finanzierte Bau des Klosters fast abgeschlossen. Das Johanniskloster ist damit eines der ältesten Bauwerke Norddeutschlands und war damals einer der bedeutendsten Zweige des Franziskanerordens im Ostseeraum. Vielleicht gab es hier ein Seminar, das bis zu 30 Mönche aufnehmen konnte.
Aufgrund der völligen Zerstörung des Klosterarchivs in dieser Zeit liegen keine Angaben zur Geschichte bis zur Reformation vor. Die wenigen erhaltenen Dokumente zur „Auflösung der Kirche in Stralsund“ 1525 berichten von Massenüberfällen und Lebensmittelplünderungen auf das Kloster sowie von der Zerstörung zahlreicher Altäre und Gemälde. Einige der Mönche flohen mit Wertgegenständen und Dokumenten aus dem Kloster, andere erklärten sich zu Protestanten, um in Stralsund bleiben zu können. Das Kloster kam in die Stadt und wurde in ein Armenhaus umgewandelt. Allerdings hatten die Franziskaner schon vor der Reformation ihre Türen für Bedürftige geöffnet und sie unterstützt.
Einige der neuen Bewohner des Klosters lebten in großen Gemeinschaftssälen, während ein kleiner Teil gegen einen Geldbetrag ein dauerhaftes Wohnrecht in den alten Mönchszellen erhielt. Dieser Teil wurde Prövener (von Präbende = Erhebung) genannt. Die meisten Einwohner waren jedoch arm.
Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde im alten Kloster das „Krankenzimmer der Gefährtenschneider“ eingerichtet, das bis 1895 den Gefährten des Schneiderhandwerks als soziale Unterstützung diente.
1624, an Heiligabend, brannten die 77 Meter lange gotische Hallenkirche und der Kreuzgangsdachboden völlig fahrlässig ab. Die Gebäude wurden aus Geldmangel nicht wieder aufgebaut. 1646 beschloss der Gemeinderat, den Chor der Kirche wieder aufzubauen, mit dem 1648 begonnen wurde. Die kleine Kirche Saint-Jean wurde am Heiligabend 1651, 27 Jahre nach dem Brand, geweiht. Die durch den Brand von 1624 beschädigte Südwand des Langhauses wurde abgetragen und um etwa einen Meter in die heutige Schillstraße verlegt und das noch dachlose Langhaus mit einem 17-jochigen Kreuzgang versehen.
Im Ostflügel wurde 1825 eine Taubstummenanstalt mit 30 Schülern eröffnet. 1827 wurde im Westflügel des alten Klosters die „Krippe für die Armen“ eröffnet, in der etwa hundert Kinder betreut werden erhielt auch Unterricht. Das Langhaus diente bis 1850 als Begräbnisstätte, später wurden hier Pferde, Artilleriewagen und Feuerlöscher abgestellt und Märkte (Wollmarkt) abgehalten.
Bei der Bombardierung Stralsunds am 6. Oktober 1944 wurden die kleine Johanniskirche von 1651 und das Langhaus zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg standen dem Wiederaufbau der Klosteranlage erneut finanzielle Gründe entgegen. Erst 1963 wurde auf Initiative des damaligen Stadtarchivdirektors Herbert Ewe mit dem Wiederaufbau des Westflügels begonnen, in dem zuvor ein Kindergarten untergebracht war. Hier und im Ostflügel wurden bei umfangreichen Renovierungsarbeiten gotische Malereien entdeckt. Bis 1970 wohnten die Alten im Raucherzimmer; der Dachboden wird seit diesem Jahr vom Stadtarchiv genutzt. Diesen Namen erhielt die Räucherei, weil darin viele separate kleine Wohnungen eingebaut waren, deren Kochherde ihren Rauch direkt in die Konstruktion des Dachbalkens entweichen ließen, was zu dessen Erhaltung beitrug.
Die über dem Kreuzgang im Norden gelegene „Helle Gang“ wurde 1973 saniert. 1983 wurden im Kapitelsaal, der heute als Konzertsaal dient, gotische Fresken entdeckt. Die meisten Restaurierungsarbeiten wurden Mitte der 1980er Jahre abgeschlossen.
Die barocke Bibliothek umfasst rund 2.500 Bücher, überwiegend in französischer Sprache, die der Stadt Stralsund 1761 vom Generalgouverneur der schwedischen Besatzungsmacht Axel Graf von Löwen geschenkt wurden.
Die jüdische Stele befindet sich im Innenhof des Klosters. Diese wurde 1988 zum Gedenken an die fast vollständige Vertreibung und Vernichtung der Juden aus Stralsund durch die Nationalsozialisten in der Stralsunder Judenstraße errichtet, aber kurz nach dem Mauerfall verschmiert.
Im Innenhof der Kirchenruine erinnert eine Nachbildung von Ernst Barlachs Pietà an die Schrecken des Krieges.